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In seiner sozialpsychologischen Studie attackiert der Psychotherapeut den gesellschaftlich verordneten Zwang zur Selbstoptimierung und erklärt Angst und Fehlbarkeit, Verletzungen und Krisen zu neuen elementaren Lebenswerten.

Seiner "Streitschrift für mehr Realismus in der Liebe" ("Lob der Vernunftehe", BA 11/09) gesellt Therapeut Retzer nun eine Philippika gegen den Zwang zur Selbstoptimierung hinzu. Auf Basis von Forschungen und Alltagsfällen deckt er die Aporien der Leistungsgesellschaft auf: Der Versuch, Traumata, Ängste, Depressionen und Burn-out mit den Versprechungen der Gute-Laune-Propagandisten beizukommen, sei gescheitert. Gegen die aufkommende "miese Stimmung", gegen das gesellschaftlich sanktionierte Null-Fehler-Ideal, gegen das Ethos von Erfolg, Autonomie, Selbstwirksamkeit, Optimismus setzt Retzer auf eine Umwertung aller Werte. Er erklärt Angst und Fehlbarkeit, Verletzungen und Krisen zu elementaren Lebenswerten, welche Mut machten, den eigenen Reserven, Rückschlägen und Vorstößen mehr zu vertrauen als den Programmen, Pillen und Propheten der Glücksindustrie. Eine erhellende sozialpsychologische Studie und ein gesellschaftspolitisches Plädoyer zugleich. - Empfohlen auch im Nachgang zu den Analysen von G. Scheich (BA 1/02) und B. Ehrenreich (BA 10/10) sowie zum seelenverwandten M. Hellwig (ID-G 25/12). (2)

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